Sommerrodelbahn in Schmitten: Bestandsaufnahme ein Jahr nach dem Start der Transparenzoffensive


Vor einem Jahr, am 14. Dezember 2012, hat die Feldberginitiative mit der Aktion „Onlinepetition“ eine Transparenzoffensive zu der in Schmitten geplanten Sommerrodelbahn gestartet. In der Folge wurde eine breite Diskussion des Themas in Gang gesetzt und eine Standortdiskussion eingeleitet. Die Feldberginitiative zieht Bilanz:

Standortwechsel

Gegen die ursprünglich an der Nordbahn unterhalb des Limes verfolgte Variante bestanden erhebliche Bedenken. Insbesondere hat sich zwischenzeitlich die Limeskommission dahingehend geäußert, dass der Nordhang als Standort wegen der Beeinträchtigung des UNESCO Welterbes LIMES nicht in Frage kommt. Ein Aspekt, auf den die Feldberginitiative bereits seit November 2011 hingewiesen hatte.

Ende März wurde eine neue Variante (vom Windeck zum Feldbergplateau) vorgestellt. Die Feldberginitiative hatte in ihrer Pressemitteilung vom 25. April 2013 herausgestellt, dass nach erster Einschätzung der neue Standort mit der zusätzlich geplanten Liftanlage mit deutlichen Vorteilen verbunden ist und insbesondere die Einbindung in ein Gesamtverkehrskonzept für den Feldberg und die konsequente Sperrung des Feldbergplateaus für den motorisierten Individualverkehr ab der Spitzkehre die verbleibenden Nachteile ausgleichen könnte. Mit Pressemitteilung vom 19. Juni 2013 haben wir auf eine mögliche Beeinträchtigung des Welterbes LIMES auch beim Standort am Windeck hingewiesen.

Position der Feldberginitiative

Eine abschließende Beurteilung der aktuellen Pläne ist derzeit noch immer unmöglich, weil der Investor wesentliche Informationen noch nicht veröffentlicht hat, insbesondere die Anzahl und ungefähre Lage der zu schaffenden Bus- und PKW-Parkplätze einschließlich potentieller Erweiterungsflächen, Pläne der genauen Streckenführung von Sommerrodelbahn und Personenlift, Lage und Umfang von Baumaßnahmen für Gastronomie, Kiosk, sanitäre Einrichtungen, sonstige Attraktionen u.ä., Lösung des Verkehrsproblems auf dem Plateau, geplante Rodungen und Einzäunung der Anlage, Gesamtgröße der benötigten Fläche und ggf. Ausbaufläche usw. Sobald der Investor diese Informationen zum Standort Windeck oder für eine etwaige dritte Variante vorgelegt hat, wird die Feldberginitiative die damit verbundenen Eingriffe in die Natur und die Umwelt mit Vorteilen, die etwa in einer Beruhigung des Feldbergplateaus oder in nachhaltigen Vorteilen für die Gemeinde und die Bürger bestehen könnten, sorgfältig abwägen.

Keine nachhaltige Belebung als Tourismus- und Wohnstandort absehbar

Häufig wird die Gemeinde Wald-Michelbach als positives Beispiel für die Belebung des Tourismus durch eine Sommerrodelbahn genannt. Die Feldberginitiative hat Daten des Hessischen Statistischen Landesamtes genauer analysiert und mit den Zahlen für Schmitten verglichen.

Der dort im Juli 2010 eröffnete Odenwald-Bob sollte für eine nachhaltige Belebung des Tourismus in Wald-Michelbach sorgen. Die Umsätze im Gastgewerbe sanken aber bis zum Jahresende 2011 um 14,7 % gegenüber 2009.

Besonders hart traf es die Betriebe, die am meisten von den zusätzlichen Tagestouristen profitieren sollten. Restaurants, Cafés und andere Verpflegungsbetriebe büßten in den ersten zwei Jahren mit Sommerrodelbahn 29,3% des Umsatzes ein.

Nach einem Anstieg der Übernachtungen um 5,6% in den Jahren 2010 und 2011 sank deren Zahl dort 2012 sehr deutlich und liegt nun um 20,6% unter den Werten von 2009.

Welche Ursachen diese dramatischen Rückgänge haben, kann natürlich nicht genau ermittelt werden. Einen Aufschwung hat die Sommerrodelbahn sicher nicht herbeigeführt. Bemerkenswert ist, dass der Kreis Bergstraße im Vergleichszeitraum einen Zuwachs von 6,4% bei den Umsätzen und 2,2% bei den Übernachtungen verzeichnete.

Schmitten hat dagegen ohne Sommerrodelbahn mit einem Plus von 6,2% gegenüber 2009 die positive Wende bei den Übernachtungszahlen geschafft. Nur während des Umbaus des Martin-Niemöller-Hauses war vorübergehend ein leichter Rückgang bei den Übernachtungen feststellbar. Da hierzu Monatswerte vorliegen, kann sehr genau beobachtet werden, dass sich die Zahl nach der Wiedereröffnung des Martin-Niemöller-Hauses sofort deutlich erhöht hat. Schmitten wird 2013 erstmals seit 2008 wieder mehr als 100.000 Übernachtungsgäste zählen. Die Übernachtungszahlen für 2013 liegen damit am oberen Rand des Durchschnittswertes der letzten 10 Jahre.

Der zwischen 2009 und 2012 stabilen Einwohnerzahl in Schmitten (-0,08%) steht ein deutlicher Rückgang in Wald-Michelbach (-4,1%) gegenüber. Noch stärker (-7,3%) war dieser in Gersfeld an der Wasserkuppe, wo der Investor bekanntlich zahlreiche Attraktionen betreibt.

Investor ist jetzt am Zug

Die nächsten Schritte liegen ausschließlich beim Investor:

  • Gemarkungstausch – der Investor muss Bedenken Königsteins ausräumen und die Gemeinde Schmitten von allen damit verbundenen Kosten freistellen, da es einen parteiübergreifenden Konsens gibt, dass die Sommerrodelbahn die Gemeinde nichts kosten darf
  • Pacht – Verbindliche Bestätigung der Mindestpacht von € 25.000,- für einen Letter of Intent gemäß dem geltenden Beschluss der Gemeindevertretung vom 26. Juni 2013
  • Transparenz – wesentliche Kerninformationen müssen vorgelegt werden, damit Politiker und Bürger sich ein vollständiges Bild zur Beurteilung machen können.

Schmitten im Dezember 2013